Laufhäschen

REGINA LIEBERT

VCM 2016

VCM 2016

Schlecht bzw. viel zu wenig trainiert, aber voll motiviert geht es heute zum Marathon.
Vorgabe vom Trainer gab es mit 4:44/Kilometer. Bin schon sehr auf die neue Strecke gespannt.
Mein Letzter Wien-Marathon liegt schon ein paar Jahre zurück, da ich in diesen Jahren die Halbmarathondistanz gewählt habe. Beim Wetter wäre ich mit etwas höheren Temperaturen glücklicher gewesen, aber so wie es ist, ist es eben. Vom Start weg ging es wirklich perfekt. Ich konnte schön laufen ohne überholen zu müssen oder sonst irgendwie behindert zu werden. Neben mir läuft plötzlich Tobi, mein Vereinskollege vorbei, wir sprechen kurz miteinander, dann zieht er nach vorne. Er wird heute mit Sicherheit unter 3 Stunden laufen. Es ging Ruck Zuck und schon befand ich mich in der Hauptallee. Jetzt kam die entscheidende Frage, soll ich oder soll ich nicht. Kurz vorm Start bekam ich das Gefühl, es wäre nicht schlecht, nochmals Wasser abzulassen, da ich aber so dicht eingepfercht war, habe ich den Gedanken verworfen. Ich tat es! Rechts raus, jetzt ist jeder noch mit Blick voraus unterwegs und das sieht sicher niemand. Kurz darauf war ich wieder eingereiht und es ging weiter. Bei Kilometer 5 die Eigenverpflegung geschnappt, getrunken und zügig die Stadionallee rauf. Schüttelstraße bei meinen ehemaligen Wohnhaus vorbei und schon ging es die Aspernbrücke rüber auf den Ring. Derzeit noch alle Kilometer schneller als die 4:44. Die Eigenverpflegung bei KM 10 hat auch wunderbar funktioniert. Endlich eine große Menschenmenge an Zuschauer vor der Staatsoper runter zum Beginn der Wienzeile. Auf Naschmarkthöhe sehe ich Heinz und Manfred, sie feuern an und ich freue mich. Bisher war es recht kurzweilig und noch bin ich unter der Vorgabe unterwegs. Auf Höhe des U4-Center habe ich wieder eine nette Begegnung, mein Arbeitskollege steht dort. Wir bejubeln uns kurz. Bald bin ich beim Westbahnhof und jetzt geht es runter die Mariahilferstrasse. Da merke ich das erste Mal den doch stärkeren Wind, leider nicht Rücken- sondern Gegenwind. Am Ende teilt sich das Feld, für die Halbmarathonläufer geht es gerade weiter, ich biege links ab. So locker wie vorher bin ich nicht mehr, aber noch immer schneller als die 4:44.

Ich freue mich schon auf Kilometer 24, da wird Toni stehen und mir eine Portion Motivation mitgeben. So war es auch. Toni lief ein Stückchen mit und informierte mich, er hat das VCM-App am Handy und die voraussichtliche Zielzeit ist derzeit 3:21 Stunden für mich. Der erste Absturz, ich habe von Km 23 auf 24 eine Kilometerzeit von 4:40. Das erste Mal das eine 4 steht, davor waren es ca. 4:30 – 4:35. Die Füße werden schwerer. Der nächste Lichtblick erwartet mich bei KM 27. Da wird Alfred auf mich warten und bis Kilometer 38 begleiten. Davor sind es aber noch einige Kilometer die bewältigt werden müssen. Ich sehe eine große Videowall bei der Einbiegung auf die Praterstraße. Endlich komme ich wieder in der Hauptallee an und ich halte Ausschau nach Alfred. Da steht er und mit ihm geht es weiter. Mittlerweile bin ich aber schon am Limit. Jetzt kommt Plan B. Ich werde so gut es geht den Marathon durchlaufen und es die Endzeit darf nicht über 3 Stunden 30 Minuten sein. Alfred bemüht sich, mich am Leben zu erhalten. Da mein Mann bei Kilometer 38 auf mich warten wird und mich die restlichen 4 Kilometer begleitet, „opfert“ sich Alfred und wird bis zur „Übergabe“ bei mir bleiben. Eigentlich hätte er mich bei der Stadionbrücke verlassen, aber er hatte Mitleid und bleibt bis KM 38 bei mir. Irgendwie habe ich es jetzt bis zu Kilometer 38 geschafft und Michi übernimmt mich. Er spricht auf mich ein und meint es wäre nicht mehr weit. Er, selbst Marathonläufer und vorige Woche in Linz gelaufen, muss doch wissen, wie weh 4 Kilometer tun. Was will er mir da einreden? Ich möchte nur mehr, das es vorbei ist. Heuer ist das Ziel kurz vorm Burgtheater. Jetzt ist es wirklich nicht mehr weit, auf meine Uhr schaue ich schon länger nicht mehr. Ich sehe das Ziel und jetzt ist es geschafft, ich kann endlich meinen Füßen den Befehl geben, sie dürfen stehen bleiben.
Die Zielzeit: 3:21:46.
Was soll ich sagen: natürlich bin ich nicht zufrieden und ich werde im Herbst wieder einen Marathon laufen, diesen hoffentlich schneller!
Es wird am 25.09.2016 in Berlin gelaufen!

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