Laufhäschen

REGINA LIEBERT

VCM am 27.04.2008

Ein Traum wurde wahr!
Ich war schon Tage vor dem VCM mächtig nervös.
Martin (er macht meine Laktat-Tests und erstellt die Trainingspläne) hat mir eine Zielzeit von 3 Stunden und 15 Minuten vorgegeben.
So kam es dazu, dass ein Traum in Erfüllung ging:
Ich bin im Jahr 2004 meinen ersten Marathon (VCM) mit Edi und Kurt gelaufen. Damals war mein Ziel, durchlaufen und finishen. Wir kamen mit 3 Stunden 42 Minuten
im Ziel an. Nach dem Zieleinlauf stand für mich fest: Nie wieder einen Marathon zu laufen. Dieser Gedanke war aber nach ein paar Stunden verschwunden. Ich trainierte dann für VCM 2005, jedoch 4 Wochen vor dem Start erlitt ich einen Bruch im Sprunggelenk (Ermüdungsbruch) und ich musste die Rolle als Zuschauer übernehmen. Ganz ehrlich, es ist streßfreier den Marathon zu laufen, als die Rolle des Begleiters zu übernehmen. Michi lief ja mit und ich versuchte ihn an verschiedenen Punkten zu treffen. U-Bahn rein und U-Bahn wieder raus.
Da ich also nicht laufen durfte, nahm ich mir vor, im Herbst den LCC-Marathon anzuvisieren.
Es klappte und ich kam mit 3 Stunden 28 ins Ziel.
Ich habe dann für mich beschlossen, dass ich 2 Marathons im Jahr laufen werde, den VCM als Just for Fun und den LCC-Marathon auf Druck. Genauso habe ich es im Jahr 2006 (VCM mit Michi gelaufen 3:48 Stunden) und LCC (auf Druck 3:24 Stunden) und ebenso im Jahr 2007 (VCM mit Michi gelaufen 3:45) und LCC (auf Druck 3:26 Stunden) gemacht. Tja, da liegt der wunde Punkt. Ich bin im Herbst beim LCC schlecht gelaufen und war darüber sehr enttäuscht. Daher habe ich mir ein neues Ziel gesetzt, den VCM mal nicht als Begleitung zu laufen, sondern auf persönliche Bestzeit und mir damit hohen Druck auferlegt (durch die anstrengendere Streckenführung). Aber ich wollte unbedingt diesen schlechten Lauf vom LCC-Marathon, Mental aus dem Kopf bringen.
27.04.2008:
Michi und ich standen um 5:00 Uhr auf. Frühstücken, Duschen, mit dem Hund Gassi gehen,……… naja das übliche halt. Ich habe den größten Respekt vor dieser Strecke und das Wetter mit Sonnenschein, ob das gut geht?
Michael und ich brachten unseren Hund Odi zu meiner Mutter und fuhren dann anschließend zum Start.
Dort traffen wir uns mit Edi, Thomas und Franzi um 8.00 Uhr. Michael, Edi und ich gingen um 8.30 Uhr in unseren Startblock. Dort wurde es von Minute zu Minute immer enger. Ich stand zwischen Michael und Edi. Die Beiden an meiner Seite machten das warten auf den Start sehr kurzweilig. Plötzlich 10 Minuten vor dem Start verspürte ich nochmals „Wasser zu lassen“.
Was soll ich tun? Ich verließ den Startblock und suchte mir ein Stückchen Wiese. Jetzt aber schnell zurück. Panik brach bei mir aus, ich fand die Beiden nicht mehr. Ich bin noch nie gestartet, ohne das Michael und ich, uns alles Gute gewünscht hätten. Nein, so kann ich unmöglich laufen. Auf einmal, ich sah die zwei. Beruhigt stellte ich mich wieder dazwischen. Wir wünschten uns alles Gute und es ging los. Ich hatte nur einen Gedanken, ich darf nicht zu schnell beginnen, sonst werde ich bald leer sein. Es ging recht gut, das Feld löste sich recht locker auf. Beim ersten Kilometer hatte ich exakt 4:37, genau meine Kilometerzeit, die ich laufen soll. Merkwürdig, ich spürte keine müden Beine, sonst brauche ich immer ein paar Kilometer bis ich lockerer werde. Beim 2. Kilometer hatte ich 4:09 auf der Uhr. Viel zu schnell, aber ich beruhigte mich und wusste, hier ging die Strecke „Bergab“. Trotzdem, ich muß Tempo raus nehmen. Mein Puls zeigte 178. Nur nicht über 180 kommen. In der Hauptallee reihte ich mich links ein. Am Vortag hatte ich bei der Abgabestelle der Eigenverpflegung gefragt, auf welcher Seite bei Kilometer 5 und 10 diese sei. Mir wurde gesagt, sie steht links. Ich komme zu KM 5, aber die Eigenverpflegung steht rechts. Kurz überlege ich, soll ich sie auslassen? Nein, ich hatte jetzt schon Durst und weiss, wenn ich mal ins Defizit komme, ist das für mich das aus. Ich überquere die Allee, leider – für die anderen. Es tut mir leid, wenn ich jemanden behindert haben sollte. Es geht weiter. Fühle mich super. Beobachte meinen Puls, muss mich immer wieder zurück nehmen. Ich kenne ja die Auswirkung, was sonst passiert. Ich zähle die Kilometer rückwärts ab und freue mich über jeden Kilometer den ich hinter mir habe. Es geht bei der Staatsoper vorbei und dort stehen schon viele Zuschauer mit denen ich gegenseitig zu jubel. Schöne Stimmung. Mein Puls ist über 180. Ich nehme Tempo raus und höre mit dem Winken auf. Puls passt wieder, bin unter 180. Normalerweise bekomme ich rund herum nichts mit. Diesmal ist es anders. Ich sehe die Zuschauer und fühle mich wohl. Wieder ein Blick auf den Puls. Schreck!, ich habe nur mehr 173. Komisch, das Gefühl sagt mir, bin schnell unterwegs. Ich fange an, mehr Tempo zu machen. Der Puls steigt aber nur wenig. Vorne sehe ich ein Kilometerschild und ich schaue auf meine Uhr, die Zeit zeigt mir 4:20.
Wie ist das möglich?, mein Puls sinkt und ich bin viel zu schnell unterwegs. Vielleicht stimmt der Kilometer nicht? Ich bleibe mal so und werde es beim nächsten Kilometer nochmals überprüfen. Auch beim nächsten Kilometer die gleichen Daten. Mittlerweile bin ich auf der Mariahilferstraße und bald habe ich die Hälfte hinter mir. Ab dem Parlament wird es leer um mich. Man kann gut laufen. In der Liechtensteinstrasse fährt ein Radfahrer vor mir her, der sehr störend ist. Ich rufe, weg mit dem Fahrrad und er dürfte ein Einsehen haben, biegt ab. Laufe jetzt auf der Oberen Donaustrasse und komme auf die Schüttelstraße bei meinem Wohnhaus vorbei. Ungefähr bei Kilometer 29 höre ich meinen Namen. Auf der anderen Seite stehen Gabi und Christian, sie jubeln mir zu. Das ist motivierend und ich freue mich, obwohl ich mir dachte, wäre schön, wenn ich schon bei den beiden auf der anderen Seite vorbei laufen könnte. Nun geht es ab in die Hauptallee. Bin gerade am Weg rauf zum Stadion, plötzlich ist Alfred an meiner Seite. Schön! Er spricht sehr beruhigend auf mich ein. Ich sei mit einer 3 Stunden 10 Minuten Zeit unterwegs. Er verbietet mir zu sprechen und ich soll nur schön gleichmäßig weiter laufen. Immer wieder seine motivierenden Worte zu hören tut gut. Mit ihm an meiner Seite waren die Kilometer in der Hauptallee schnell vorbei. Auch die Zuschauer waren ein wichtiger Motivationsschub. Alfred begleitete mich bis zur Stadionalle. Danke, Alfred, Du hast mir sehr geholfen! Jetzt war es soweit und ich lief bei Gabi und Christian vorbei, auf der Seite, die ich mir schon vor einiger Zeit als ich noch auf der anderen lief, gewünscht habe. 4 Km trennten mich noch vom Ziel. Ich wartete auf meinen Einbruch, natürlich wurde ich jetzt schon langsamer, aber das Gefühl von Quälen, wie sonst immer, war nicht da. Bin kurz vor Kilometer 40 und sehe den Rücken von Edi. Langsam schließe ich zu ihm auf und rufe zu, hänge dich an mich an. Edi sagte, lauf nur, meine Waden sind hart. Kurz vorm Ziel, wenn die Zuschauer eng aneinander stehen und jubeln, ein schönes Gefühl und ich habe es wirklich genossen. Der Rasen vorm Ziel fühlte sich schon etwas eigenartig an, aber der Blick von mir galt der Uhr über dem Ziel. Ich kam mit 3:09:15 an. Überglücklich, ich hätte mir nie gedacht so eine Traumzeit zu laufen. Jetzt eine Zigarette, das wär was. Habe die Zuschauer gefragt, ob mir jemand ein geben kann. Nur verdutzte Gesichter, aber ein Sanitäter gab mir eine. Herrlich!!!! Jetzt war auch schon Edi da, auch Kurti kam uns entgegen und freuten sich mit mir. Was für ein Gefühl, einfach unbeschreiblich. Jetzt galten meine Gedanken nur mehr Michael.
Die 3 Stunden 30 Minuten kamen immer näher und ich bangte mit, das es sich ausgeht. Ich weiss doch, wie sehr ihm die Sonne zusetzen wird. Ich sehe ihn, die 3:30 sind es nicht geworden, aber seine bisherige VCM-Zeit hat er wieder verbessert.
Ich bin von allen Frauen auf
Platz 15.
(inkl. den Profiläuferinnen)
und von den
Österreichischen Läuferinnen
ist es Platz 5. !!!!!! 
geworden.

Ein großes Dankeschön an Michael, er hat mir am Vortag noch ins Gewissen gesprochen, als ich große Zweifel hatte, die 3:15 zu schaffen. DANKE auch dafür, Dich an meiner Seite zu haben.

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