Laufhäschen

REGINA LIEBERT

ÖLV Halbmarathon Eisenstadt am 04.10.2009

Eisenstadt 2009
Es kommt oft anders als man denkt!
Zum Jahresbeginn war noch geplant, das ich am 04.10. bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften in Halbmarathon mitlaufen werde. Irgendwie hat sich das dann etwas verrannt und im August habe ich dann beschlossen, wenn der LCC einen Halbmarathon veranstaltet, werde ich diesen statt Eisenstadt laufen. Meine Lieblingsdistanz ist ja der Marathon und genau genommen habe ich ja mit meinen HM-Zeiten gar keine wirkliche Berechtigung bei einer ÖM anzutreten. Der LCC gab bekannt, am 20.09. einen HM zu veranstalten und ich habe mich dafür angemeldet. Anfang September kam eine E-Mail von Carola, ob ich am 04.10. mit dabei bin, weil auch Zeitgleich mit der ÖM die Wiener Landesmeisterschaft abgehalten wird. Im Team hätten wir gute Chancen. Ich überlegte ein paar Tage, habe mich mit meinem Lebensgefährten Michi und mit meinem Coach Martin Hochreiter (bei ihm mache ich meine Laktat-Tests und er macht mir die Trainingspläne dazu) besprochen. Beide waren dafür, das ich laufe. Also, sagte ich Carola und diesmal Vanessa statt Conny (sie möchte erst nächstes Jahr längere Distanzen laufen – der Salzburg-Marathon war ihr für heuer genug – sonst läuft sie 10-Km-Läufe) zu. Den LCC-HM lief ich trotzdem. Leider, wie aus meinem Bericht ersichtlich ist, nicht sehr gut. Ich fuhr mit unbehagen, und sehr verunsichert durch den schlechten Lauf vom 20.09 nach Eisenstadt.
Ich habe die Nacht schlecht geschlafen, als um 6.00 Uhr der Wecker läutet, war ich natürlich schon lange vorher munter und sehr müde. Also raus aus dem Bett und das übliche Programm, wie vor jeden Wettkampf, nur etwas nervöser als sonst. Michi beruhigte mich immer wieder. Er sagte, Du hast brav trainiert, also wird alles gut gehen. Die Aufregung war eigentlich gar nicht so sehr wegen mir, aber es ist schon etwas anderes, fürs Team zu laufen. Da trägt man einfach Verantwortung. Carola hat mir und Vanessa noch wissen lassen, das zwei vom Team unter 1:35 Stunden laufen müssen – falls nur unsere Mannschaft bei der Wiener Landesmeisterschaft antritt – dann gibt es diese Limitvorschriften. Und nach meinen Letzten HM weis ich, es ist alles möglich, wenn man einen Einbruch hat, sind 1:35 schwer zu laufen. In Eisenstadt angekommen, gingen wir die Startnummern abholen – hat alles super geklappt. Es war noch sehr kalt, aber ich wusste, bis zum Start um 10:20 Uhr wird es sehr warm werden.
Anschließend spazierten wir noch mit unserem Hund ein bischen durch die Gegend. Michi setzte sich noch ins Auto und hat Zeitung gelesen. Wie sehr habe ich ihn da beneidet. Ich habe angefangen mich warm zu laufen und musste dabei feststellen, von flachen Burgenland ist da keine Rede. Um kurz nach 10.00 Uhr gingen wir Richtung Start, der in der Fußgängerzone war. Jetzt traf ich viele bekannte Gesichter. Mit Vanessa stellte ich mich im Startblock auf. Die Läufer, die ÖM und Landesmeisterschaften liefen, durfte sich ganz vorne aufstellen. Es wurde Kontrolliert ob wirklich nur die Läufer vorne stehen, die einen Punkt auf der Startnummer hatten. Der Punkt war das Zeichen, das man bei der ÖM und LM gemeldet war. Um 10:20 Uhr sollte der Start sein, jedoch die Frau Bürgermeisterin hat noch eine Ansprache gehalten und das Mikrofon auch noch an andere weiter gereicht. Es hörte nicht wirklich wer zu. Ich habe mich mit ein paar Läufer und Läuferinnen unterhalten. Wir waren uns einig, das die Laufstrecke sehr anspruchvoll ist. Einige Steigungen und sogar Kopfsteinplaster gibt es. Die Herren eine Reihe vor uns, sagten, man muß hier ca. 2-3 Minuten auf die PB dazugeben. Das darf nicht wahr sein, ich war völlig fertig. Wenn ich von meiner letzten HM-Zeit ausgehe und davon muß ich, da meine PB schon eine Weile her ist, dann wird es mit den 1:35 sehr knapp. Vanessa hat eine HM-PB von 1:36 und Carola mit 1:25. Es müssen aber 2 von der Mannschaft unter 1:35 laufen. Ohne noch einen Schritt gelaufen, schwitzte ich. Jetzt war es soweit, der Start erfolgte, jedoch um einige Minuten verspätet. Kam sehr gut weg. Die Fußgängerzone runter und dann links in die Kurve und danach rauf. Das fängt ja gut an. Gleich zu Beginn des Laufes muß man eine Steigung laufen. Nach einiger Zeit waren wir plötzlich wieder am Startbogen und es ging wieder runter die Fußgängerzone. Ich habe bis jetzt keine Ahnung, wie lange diese kleine Runde war. Jetzt ging es rechts raus von der Fußgängerzone und plötzlich bemerkte ich, tatsächlich habe ich meinen MP3-Player im Auto vergessen. Naja, muß halt heute ohne gehen. Jetzt sah ich Michi mit der Fotokamera stehen. Ich lächelte ihm zu, obwohl mir nicht nach lachen war. Keine Musik im Ohr, das bin ich erst ein einziges mal gelaufen, sogar im Training habe ich Musik. Ich tröstete mich damit, es sind 3 Runden, außer es kommen noch irgendwelche Überraschungsrunden, da werden sicher überall Leute stehen zum anfeuern und das ist dann besser als Musik. Auf Zuschauer musste ich warten, bis ich wieder in die Fußgängerzone zurück kam. Die Strecke war sehr einsam. Ich suchte und suchte ob ich irgendwo Kilometerschilder finde. Ich lief und hatte absolut keine Ahnung wieviele Kilometer ich hinter mir hatte. Das wäre nicht so schlimm, aber die Kilometerzeit war das Problem. Ich hatte als Vorgabe, nicht schneller als 4:10/Km zu laufen, da ich sonst mit den Laktatwerten nicht so gut durchkommen werde. Siehe da, jetzt fand ich ein Schild am Galgen hängen mit 1. Runde 3 Km. Besonders weit bin ich noch nicht gekommen, obwohl es mir schon eine Ewigkeit vorkommt, das ich Unterwegs bin. Ich drückte den Kilometer auf meiner Uhr ab, mit der Hoffnung den 4. auch wieder zu sehen/finden. Im laufe dieses Laufes fand ich noch einige solcher Schilder, aber leider immer die falschen. Irgendwo stand dann 3. Runde 19 Km,…… Eigentlich ging so alles irgendwie schief an diesem Tag. Es ging einige Zeit auf der Hauptstraße entlang dann wieder in einen Stadtteil rein und natürlich wieder rauf. Die Strecke mit dem Kopfsteinpflaster lief ich auf dem Gehsteig. Ich nahm lieber in kauf, die Gehsteigkanten runter und rauf als auf dem lästige Kopfsteinpflaster die Steigung zu laufen. Ich dachte, die Runde wird niemals enden. Endlich kam eine Kurve und es ging in die Fußgängerzone runter. Beim Zielbogen, der war einige Meter versetzt zum Startbogen, war eine Uhr, die zeigte 31 Minuten an. Also, ich war am Boden zerstört. Ich kann diese Zeit von der Runde sicher nicht noch 2 Runden lang halten und dann wird es verdammt knapp. Hatte natürlich vergessen, das ich diese kleine Ehrenrunde zu Beginn mitzählen muß. Also mit hängenden Kopf ging es ab in die 2. Runde. Ich sah Michi wieder unten in der Kurve mit der Kamera stehen, jedoch diesmal konnte ich mir kein Lächeln abringen. Richtig grantig muß ich ausgesehen haben. Auf der Strecke in der 2. Runde traf ich dogrun und wir bejammerten uns gegenseitig. Er erzählte mir, das er am Vortag noch einen schnellen 10er gelaufen ist. Den Vollmondlauf hätten wir uns etwas anders vorgestellt. Jedoch, dogrun beschleunigte sein Tempo und zog nach vor, wo Carola lief, die mich in der ersten Runde nach dem fast einzigen Schild (3 Km) das ich fand, überholte. Gegen Ende der Runde fing es an, das es mir besser ging. Nicht umsonst laufe ich die Marathondistanz viel lieber, umso länger ich laufe umso wohler fühle ich mich. Als ich in die Fußgängerzone kam, war wieder mein Lachen da, motivierte die Leute zum anfeuern und die gingen auch mit. Jetzt in die Letzte Runde. Wie in den beiden Runden zuvor, stand Michi da und diesmal grinste ich in bis über beide Ohren an, damit er weis, es geht mir gut und ich fühlte mich auch so. Ich kam Carola und dogrun immer näher. Für einen Bruchteil einer Sekunde überholte ich die Beiden. Carola forcierte das Tempo und dogrun blieb zurück. Wieder hinter Carola mit etwas Abstand lief ich und war in Gedanken versunken. Ich freute mich nur über das laufen, es war zwar anstrengend aber schön. Ich dachte an liebe Lauffreunde, die heuer nicht so viel Glück hatten, weil sie Krank oder Verletzt sind und nicht oder nur wenig laufen konnten. Ich war einfach nur dankbar. Ein Polizist am Motorrad war plötzlich neben mir, zuerst dachte ich, jetzt wird überrundet. Nein, das kann nicht sein, ich bin in der 3. Runde und die sind schon längst im Ziel. Ich fragte ihn einfach, ob ich ein Stück mitfahren dürfte. Er meinte, das wäre nicht so gut. Wir lachten und trennten uns. Jetzt kam ich bei der Letzten Verpflegestelle an und bedankte mich bei den Damen. Da wusste ich, ich muß ca. bei Kilometer 18 sein. Jetzt kam der Abschnitt mit den vielen Kurven. Ich traf wieder den Polizisten der mich eine Runde vorher, davor bewahrt hat, das ich falsch laufe. Ich wäre beinahe gerade aus statt gleich wieder um die Kurve, gelaufen. Er dürfte sich an mich erinnert haben, weil wir lachten uns an, ich rief ihm zu, ja ich weis und streckte meine Hand aus, in die Richtigung die ich laufen mußte. Mental und auch Körperlich fühlte ich mich jetzt sehr gut. Der Anstieg rauf zur letzten Kurve vor der Fußgängerzone mit dem Kopfsteinpflaster, lief ich wieder am Gehsteig, nur diesmal knickte ich mit dem Fuß um, als ich die Gehsteigkante runter bin. Vorsichtig waren meine nächsten beiden Laufschritte, ich bin nur ganz sanft aufgestiegen, nix war, alles OK. Jetzt ging es wieder im Lauftempo weiter. Kurz nach der Kurve stand Michi mit unserem Hund Odi. Ich sah ihn an und wusste was er jetzt dachte. Es ist Zeit für den Zielsprint, den ein Lauf ist erst im Ziel beendet! Jetzt lief ich los und alles was auf der Laufstrecke zwischen mir und dem Zielbogen war, wurde überholt. Ich war überrascht, wie viel Kraft ich noch hatte. Die Füße waren schneller als der Kopf. Es war geschafft, ich war im Ziel mit 1:30:09.
Ich war so voller Freude, hatte ich doch die ganze Zeit Angst, diese 1:35 nicht zu schaffen. Carola war knapp hinter mir ins Ziel gekommen, also das muß sich ausgehen, das wir uns einen Platz bei der Wiener Landesmeisterschaft in der Teamwertung holen. Das war ja auch DAS Ziel von diesem Lauf. Nach einer kurzen Verschnaufpause raus aus den Zielbereich und auf der suche nach Michi und Odi. Endlich, beide getroffen. Jetzt sah ich auch Vanessa, die nur mehr ein paar Meter ins Ziel hatte. Ich wollte jetzt nur noch zum Auto um mich“ trocken zu legen“. Jetzt merkte ich erst, es war sehr warm und ich war komplett naß. Beim Auto in die angenehm trockene Wäsche. Wir spazierten wieder in die Fußgängerzone, dort findet auch die Siegerehrung statt. Um 12:45 Uhr sollte die Siegerehrung der ÖM und um 13:15 Uhr die Landesmeisterschaften sein. Da wir noch etwas Zeit hatten, setzten wir uns am ende der Fußgängerzone auf ein Bankerl. Ich war schon so neugierig, auf die Ergebnisse und ging schon einmal hinauf um zu sehen, ob die Listen schon ausgehängt waren. Leider noch nicht und bin wieder runter zum Bankerl. Michi meinte, jetzt beginnt die Siegerehrung der ÖM, die sehen wir uns natürlich an. Langsam und gemütlich machten wir uns auf den Weg. Durch den Lautsprecher wurde aufgerufen: 6. Platz ÖM Regina Liebert! Ich war so etwas von Überrascht, damit hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet. Ich war auf Halber Strecke zur Bühne, bin losgerannt – hätte beinahe meine Ehrung auf der Bühne versäumt. Endlich, dort angekommen, die anderen standen schon oben, ich war überwältigt! Ich bekam die Urkunde für den 6. Platz. Vor der Bühne sah ich unseren Verein stehen und die freuten sich mit. Vor der Bühne, noch ganz benommen von dem Gefühl, durfte ich schon wieder meinen Namen hören. Diesmal Siegerehrung für den 1. Platz in W40. Ich bekam einen schönen Pokal und einen Karton mit Nudeln (Marke Wolf). Wieder runter von der Bühne und war völlig überfordert. Jedoch es dauerte nicht lange, kam die Siegerehrung für die ÖM in der Mannschaftswertung. Als der Sprecher für den 1. Platz LG Wien (Regina Liebert, Carola Bendl-Tschiedel und Vanessa Hradecky) aufgerufen hatte, waren Vanessa (die neben mir stand) und ich nicht mehr zu halten, wie haben mal einen lauten Schrei losgelassen. Niemals hatten wir daran nur gedacht bei der ÖM in der Wertung zu sein. Da, Wien keine Hymne hat, wurde abgeleitet von Vanessas Familienname, der Radetzkymarsch gespielt. Tolle Organisation – mit viel Gefühl und Herz. Vanessa war sprachlos – Sie bekam sogar extra ein Lied gespielt. Wir bekamen eine Goldmedaille und eine Urkunde. Es sollte aber noch nicht alles sein. Ich durfte noch einmal auf die Bühne. Diesmal erhielt ich eine Goldmedaille für den 1. Platz W40-Masters. Was soll ich Euch sagen. Ich stand neben mir, bekam eigentlich gar nicht alles mit. Die Siegerehrung für die Wiener Landesmeisterschaft fand nicht in Eisenstadt statt. Wir bekommen die Medaille und Urkunde zugeschickt. Wahrscheinlich war es für mich gut, wenn ich für die Ehrung zur Wiener Landesmeisterin in HM auch noch auf die Bühne hätte müssen, wäre ich Ohnmächtig geworden. Niemals hätte ich mir in der Früh gedacht, was für ein Herrlicher Tag es werden wird. Wenn ich jetzt, heute ist schon Donnerstag, zurück an den Sonntag denke, habe ich noch immer Herzklopfen. Ich bin sehr dankbar, was ich am Sonntag erleben durfte, denn in meinem Alter 40+ läuft einem schon die Zeit davon.

 

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